Er gehört zu mir
Donnerstag, 18. Mai 2017, 15:21
"Daß aus dem Schooße des deutschen Volkes Goethe und Schiller, Mozart und Beethoven erstanden, verführt die große Zahl der mittelmäßig begabten gar zu leicht, diese großen Geister als von Rechts wegen zu sich gehörig zu betrachten, und der Masse des Volkes mit demagogischem Behagen vorzureden, sie selbst sei Goethe und Schiller, Mozart und Beethoven. Nichts schmeichelt dem Hang zur Bequemlichkeit und Trägheit mehr, als sich eine hohe Meinung von sich selbst beigebracht zu wissen, die Meinung, als sei man ganz von selbst etwas Großes und habe sich, um es zu werden, gar keine Mühe erst zu geben. Diese Neigung ist grunddeutsch..."
Richard Wagner, zitiert nach: Claudius Seidl: Deutsch ist keine Eigenschaft, Rezension zu Dieter Borchmeyers "Was ist deutsch", in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19. März 2017, Nr. 11, S. 49.
Richard Wagner, zitiert nach: Claudius Seidl: Deutsch ist keine Eigenschaft, Rezension zu Dieter Borchmeyers "Was ist deutsch", in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19. März 2017, Nr. 11, S. 49.
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Unvernünftige Vernunft
Mittwoch, 23. Mai 2012, 00:36
"Unsere Vernunft ist also ebendas, was Paulus das Gesetz nennt - und das Gebot der Vernunft ist heilig, gerecht und gut. Aber ist sie uns gegeben, um uns weise zu machen? Ebensowenig als das Gesetz den Juden, sie gerecht zu machen, sondern uns zu überführen von dem Gegenteil, wie unvernünftig unsere Vernunft ist, und daß unsere Irrtümer durch sie zunehmen sollen, wie die Sünde durch das Gesetz zunahm. Man setze allenthalben, wo Paulus vom Gesetz redet - das Gesetz unseres Jahrhunderts und die Losung unserer Klugen und Schriftgelehrten - die Vernunft: so wird Paulus mit unseren Zeitverwandten reden; und seine Briefe werden nicht mehr einer Trompete ähnlich sein, nach deren Schall sich keiner zum Streit rüstet, weil sie unverständlich das Feldzeichen gibt..."
Johann Georg Hamann in einem Brief an J.G. Lindner vom 3. Juli 1759, in: Johann Georg Hamann: Schriften, hg. von Widmaier, S.334, Leipzig 1921.
Johann Georg Hamann in einem Brief an J.G. Lindner vom 3. Juli 1759, in: Johann Georg Hamann: Schriften, hg. von Widmaier, S.334, Leipzig 1921.
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Coole Schwachköpfe
Dienstag, 15. Mai 2012, 22:06
"Es ist eines der größten Mißverständnisse der Menschheitsgeschichte, dass man nicht nett sein sollte. Nett zu sein, heißt es, sei irgendwie uncool. Die Welt wimmelt nur so von Frauen, die nette Männer verschmäht haben und sich coole Schwachköpfe ausgesucht haben. Und dann klagen sie, dass sie mit den Schwachköpfen nicht klarkommen, weil die nicht nett sind."
Jürgen Klopp in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, 12./13. Mai 2012, S. 33.
Jürgen Klopp in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, 12./13. Mai 2012, S. 33.
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Texte überfliegen?
Montag, 21. Juli 2008, 01:14
Nein, abschreiben ist besser. Mindestens die guten Stellen. Walter Benjamin zeigt in seinem Buch "Einbahnstraße", warum:
Die Kraft der Landstraße ist eine andere, ob einer sie geht oder im Aeroplan darüber hinfliegt. So ist auch die Kraft eines Textes eine andere, ob einer ihn liest oder abschreibt. Wer fliegt, sieht nur, wie sich die Straße durch die Landschaft schiebt, ihm rollt sie nach den gleichen Gesetzen ab wie das Terrain, das herum liegt. Nur wer die Straße geht, erfährt von ihrer Herrschaft und wie aus eben jenem Gelände, das für den Flieger nur die aufgerollte Ebene ist, sie Fernen, Belvederes, Lichtungen, Prospekte mit jeder ihrer Wendungen so herauskommandiert, wie der Ruf des Befehlshabers Soldaten aus einer Front. So kommandiert allein der abgeschriebene Text die Seele dessen, der mit ihm beschäftigt ist, während der bloße Leser die neuen Ansichten seines Innern nie kennenlernt, wie der Text, jene Straße durch den immer wieder sich verdichtenden inneren Urwald, sie bahnt: weil der Leser der Bewegung seines Ich im freien Luftbereich der Träumerei gehorcht, der Abschreiber aber sie kommmandieren läßt. Das chinesische Bücherkopieren war daher die unvergleichliche Bürgschaft literarischer Kultur und die Abschrift der Schlüssel zu Chinas Rätseln.
Ich hatte von jeher die Angewohnheit, Textstellen abzuschreiben, die mir besonders auffielen. Ich dachte, das tat ich, um sie festzuhalten. Aber eigentlich braucht einer das vor allem auch, um sie nachzuvollziehen.
Jordanus
Die Kraft der Landstraße ist eine andere, ob einer sie geht oder im Aeroplan darüber hinfliegt. So ist auch die Kraft eines Textes eine andere, ob einer ihn liest oder abschreibt. Wer fliegt, sieht nur, wie sich die Straße durch die Landschaft schiebt, ihm rollt sie nach den gleichen Gesetzen ab wie das Terrain, das herum liegt. Nur wer die Straße geht, erfährt von ihrer Herrschaft und wie aus eben jenem Gelände, das für den Flieger nur die aufgerollte Ebene ist, sie Fernen, Belvederes, Lichtungen, Prospekte mit jeder ihrer Wendungen so herauskommandiert, wie der Ruf des Befehlshabers Soldaten aus einer Front. So kommandiert allein der abgeschriebene Text die Seele dessen, der mit ihm beschäftigt ist, während der bloße Leser die neuen Ansichten seines Innern nie kennenlernt, wie der Text, jene Straße durch den immer wieder sich verdichtenden inneren Urwald, sie bahnt: weil der Leser der Bewegung seines Ich im freien Luftbereich der Träumerei gehorcht, der Abschreiber aber sie kommmandieren läßt. Das chinesische Bücherkopieren war daher die unvergleichliche Bürgschaft literarischer Kultur und die Abschrift der Schlüssel zu Chinas Rätseln.
Ich hatte von jeher die Angewohnheit, Textstellen abzuschreiben, die mir besonders auffielen. Ich dachte, das tat ich, um sie festzuhalten. Aber eigentlich braucht einer das vor allem auch, um sie nachzuvollziehen.
Jordanus
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Die dürre Meßschnur
Donnerstag, 5. Juni 2008, 02:39
"Allerdings leben wir in einem Zeitalter, in dem die Theologie um wissenschaftliche Anerkennung buhlt und die Philosophen bei den Klempnern in die Lehre gehen.
Die Etymologen wissen von der Sprache ebenso wenig wie die Darwinisten vom Tier. Die einen fädeln die Worte, die anderen die Arten auf, und zuletzt bleibt nur der Faden, nur die dürre Meßschnur zurück. Daran mögen sie sich dann aufhängen."
Ernst Jünger
Die Etymologen wissen von der Sprache ebenso wenig wie die Darwinisten vom Tier. Die einen fädeln die Worte, die anderen die Arten auf, und zuletzt bleibt nur der Faden, nur die dürre Meßschnur zurück. Daran mögen sie sich dann aufhängen."
Ernst Jünger
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Flachköpfe und Moral
Freitag, 28. März 2008, 01:28
"Sie sind den christlichen Gott los und glauben nun um so mehr die christliche Moral festhalten zu müssen: das ist eine englische Folgerichtigkeit, wir wollen sie den Moral-Weiblein à la Eliot nicht verübeln. In England muß man sich für jede kleine Emanzipation von der Theologie in furchteinflößender Weise als Moral-Fanatiker wieder zu Ehren bringen. Das ist dort die Buße, die man zahlt. - Für uns andere steht es anders. Wenn man den christlichen Glauben aufgibt, zieht man sich damit das Recht zur christlichen Moral unter den Füßen weg. Diese versteht sich schlechterdings nicht von selbst: man muß diesen Punkt, den englischen Flachköpfen zum Trotz, immer wieder ans Licht stellen. Das Christentum ist ein System, eine zusammengedachte und ganze Ansicht der Dinge. Bricht man aus ihm einen Hauptbegriff, den Glauben an Gott, heraus, so zerbricht damit auch das Ganze: man hat nichts Notwendiges mehr zwischen den Fingern."
Friedrich Nietzsche, Götzendämmerung
Friedrich Nietzsche, Götzendämmerung
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Die Eröffnung
Donnerstag, 27. März 2008, 22:48
"Ein junger Mann, der Atheist zu bleiben wünscht, kann bei seiner Lektüre nicht vorsichtig genug sein. Gott ist, wenn ich das so sagen darf, skrupellos."
C.S. Lewis
C.S. Lewis
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